4004

#Ausrottungskapitalismus
4004
So. 20. 6. 18:0019:00

Vortrag mit Joana Moll (ES), moderiert von José Luis de Vicente (ES)

1971 entwickelte eine Gruppe von Ingenieur:innen den ersten kommerziellen Mikroprozessor der Welt, den Intel 4004. Dieses Ereignis stellt einen entscheidenden Moment der jüngeren Geschichte dar, war es doch erstmalig gelungen, Intelligenz an ein unbelebtes Objekt zu übertragen. Während die Menschheit die ersten Schritte in einem endlosen Prozess unternahm, der auf der Perfektionierung und Leistungs- und Machterweiterung dieser neuen künstlichen Intelligenz beruhte, begann ein rasantes Aussterben der Tierwelt unseres Planeten. Laut einer 2014 veröffentlichten Studie des WWF hat die Menschheit seit 1970 die Hälfte der Spezies auf der Erde ausgelöscht. Es scheint, als könnte es einen Zusammenhang zwischen der Allgegenwart von Mikroprozessoren sowie dem Zuwachs ihrer Rechenleistung und der Beschleunigung dieses Auslöschungsprozesses geben. Das neue Projekt der Künstlerin und Forscherin Joana Moll basiert auf der Hypothese, dass die Menschheit ihr Verhältnis zu Maschinen sorgsamer pflegt als das zu ihren lebenspendenden Ökosystemen und die Beschleunigung des Artensterbens mit dem explosionsartigen Wachstum des Technokapitalismus verknüpft ist.

© Jan Slavik
Joana Moll

In ihrer Arbeit setzt sich die in Barcelona und Berlin tätige Künstlerin und Forscherin Joana Moll kritisch damit auseinander, wie techno-kapitalistische Narrative die Alphabetisierung von Maschinen, Menschen und Ökosystemen beeinflussen. Zu ihren Hauptforschungsgebieten zählen Internetmaterialität, Überwachung, Online-Tracking, Social Profiling und Interfaces. Ihre Arbeiten wurden weltweit in renommierten Institutionen, Museen, Universitäten und auf Festivals gezeigt.

© José Luis de Vicente
José Luis de Vicente

José Luis de Vicente ist Kurator und Kulturforscher und untersucht die aktuellen und zukünftigen Auswirkungen sozialer und technologischer Innovationen anhand von Artefakten, Objekten und Erzählungen zur Erkundung neuer sozialer und politischer Szenarien. Seine entschieden antidisziplinären Projekte schaffen Kontexte für die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Künstler:innen, Designer:innen, Architekt:innen, Technolog:innen, Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Gemeinschaften.

José Luis de Vicente ist der Kurator von Sónar+D, dem Kongress für digitale Kultur und Technologien des Sónar-Festivals in Barcelona. Er war Mitbegründer und Co-Direktor von Tentacular, einem Festival für kritische Technologien und digitale Abenteuer in Matadero (Madrid), und ist im Programmierungsteam des Lichtfestivals in Barcelona Llum BCN. Er hat Ausstellungen in und außerhalb Spaniens kuratiert, darunter Big Bang Data und After the End of the World (beide im CCCB), Atmospheric Memory (Manchester International Festival), Máquinas y Almas (Museo Reina Sofía Madrid) und Playtime: Videogame Mythologies (Maison d’Ailleurs, Schweiz).José Luis de Vicenteunterrichtet am Institute of Advanced Architecture of Catalunya (IaaC).

bg-03