Arts of Vulnerability

#Un/ordnungsgemäße Körper
Arts of Vulnerability
So. 4. 7. 17:0018:00

Vortrag mit Margherita Pevere (IT), moderiert von Daniela Silvestrin (DE)

Es ist an der Zeit, die Zentralität des Menschlichen, wie wir sie kennen, zu überwinden. Stattdessen sollten wir Platz schaffen für Verwicklung und Symbiose – auch wenn es wehtut.

Auf der Grundlage ihres disziplinübergreifenden Kunstschaffens wird Margherita Pevere über ihre aktuelle Forschung berichten und entscheidende Fragen unserer Zeit diskutieren. Dazu müssen wir zunächst fragen, wer „wir“ sind und was „unsere“ Zeit ist. Dies ermöglicht eine Diskussion über Grenzen, Wissen, Daten und Körperausscheidungen. Peveres Ideen nehmen radikale Formen an und fordern die Verletzlichkeit unserer Körper zurück, sowohl im Hinblick auf technologische Eingriffe als auch auf ökologische Verwicklungen. Verletzlichkeit zu reklamieren, bedeutet anzuerkennen, dass Körper von Natur aus ungeschützt, exponiert und niemals versiegelt sind, und diesen Mangel an Verschlossenheit als etwas zu begrüßen, das eine Koexistenz möglich macht. Die Rückforderung von Verletzlichkeit ist ein radikaler politischer Akt in einer Zeit zunehmender Umweltzerstörung: Es ist notwendig, das Menschliche als etwas mehr als Menschliches zu denken, ja vielleicht als ahumane Dimension. Doch mit der Rückforderung ist es nicht getan: Wir müssen lernen, uns in der Komplexität unserer Zeit zurechtzufinden und die Illusion, dass die Technik es schon richten wird, beiseite zu lassen. Womöglich brauchen wir „Künste der Verletzlichkeit“ als künstlerische, ethische und taktische Strategien.

Macht euch bereit für einen Einblick in die Ökohumanwissenschaften, in Ökologien von Tod und Sex, in Biokunst und Performancepraxis, in queere und feministische Studien, und all das mit einer provokativen Herangehensweise an die klassische Trennung von Körper und Umwelt.

@ Foto: Lena Maria Loose 2021
Margherita Pevere

Margherita Peveres Bio-Art- und Performancearbeiten haben eine ganz eigene, instinktive Handschrift. Ihre eindringlichen Schöpfungen sind der zunehmenden ökologischen Komplexität und den allgegenwärtigen Verflechtungen von Verkörperlichung und Umwelt auf der Spur. In ihrer Forschung hybridisiert sie Biolabor-Praxis, Ökologie, Gender- und Todeswissenschaften mit Hacker-Methoden. Aktuell promoviert Pevere im Fachbereich Künstlerische Forschung zu Bio-Art und Queer-Theorie.

© Daniela Silvestrin
Daniela Silvestrin

Daniela Silvestrin ist eine in Berlin lebende und arbeitende Kuratorin und Kulturmanagerin, die an der Schnittstelle von Kunst, Naturwissenschaft und Recht forscht und publiziert. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit den Implikationen neuer Technologien aus künstlerischer Perspektive und deren Beitrag zur allgemeinen Wissensproduktion.

bg-03