Wie die Natur selbst ist unser Bild von ihr maßgeblich vom Menschen und den von ihm erfundenen Technologien geprägt. Wie kein anderes Lebewesen hat der Homo Sapiens seine Umwelt überformt, gestaltet und ausgebeutet. Im Angesicht gegenwärtiger ökologischer Krisen wird eine radikale Dezentralisierung des Menschen und seiner instrumentellen Vernunft gefordert, um die Vorstellung einer klaren Trennung zwischen Natur und Kultur, wie sie in den meisten Industriegesellschaften vorherrscht, zu überwinden. Wie definiert sich also das Menschsein, wenn der Mensch nicht mehr das Maß aller Dinge ist? Welche Rolle spielen neue Technologien dabei?

In ihrer deutsch-englischen Lecture-Performance befassen sich die Radiokünstlerin Kate Donovan und die Kultur- und Medienwissenschaftlerin Birgit Schneider damit, was passieren könnte, wenn es uns gelänge, anthropozentrische Ansichten aufzugeben und die Perspektive anderer Lebensformen einzunehmen. Welche Reaktionen könnte eine solche Verschiebung der Standpunkte auslösen? Die Lecture-Performance lädt dazu ein, der Welt, dem Wind, Pflanzen und Tieren und ihren Geschichten, dem Rauschen und elektrischen Feldern mit unterschiedlichen Modi der Wahrnehmung zu lauschen, medial gestützt oder sinnlich direkt. Können wir uns über eine Neuausrichtung unserer Sinne verbunden fühlen? Wie können wir anders wahrnehmen? Der Vortrag wird von mehreren kurzen Wahrnehmungsübungen im Bereich Expanded Listening und Seeing begleitet.